Schweizer Zuverlässig­keit für die
Profis der Schmuck­branche

11.05.2020

Die Metallguthaben der Kunden sind sicher

Wie die gesamte Branche, bekommt auch die Gyr Edelmetalle AG die aktuelle Coronakrise hautnah zu spüren. Für ihre Kunden besteht jedoch kein Grund zur Sorge. Verwaltungsratspräsident Walter Berchtold sagt warum.

Gold’Or: Walter Berchtold, welche Massnahmen hat die Firma Gyr unternommen, um die gegenwärtige Coronakrise zu bewältigen?

Wir haben organisatorische Massnahmen für das Wohl unserer Mitarbeiter eingeleitet. Bei uns gilt jetzt 50 Prozent Kurzarbeit. So können die hygienischen Vorschriften eingehalten werden und die Abläufe im Tagesgeschäft funktionieren weiterhin.  

 

Wegen des Coronavirus wurden alle Ladengeschäfte geschlossen. Welche Auswirkungen hat dies auf die Gyr Edelmetalle AG?

Von dieser Massnahme sind im Prinzip alle unsere Kunden betroffen. Folglich wird das Geschäftsvolumen mehr oder weniger einbrechen. Es ist davon auszugehen, dass auch nach Aufhebung der Sanktionen das Geschäftsvolumen über Wochen oder Monate gering bleiben wird. Wir werden deshalb sicherlich mit massiven Ertragseinbrüchen rechnen müssen, die das Unternehmen aber verkraften wird.

 

Sie erhalten viel Altgold von Ihren Kunden. Wie können Sie bei diesem kapitalintensiven Geschäft die Kundenwünsche weiterhin erfüllen und die Kursrisiken abdecken?

Wie seit 25 Jahren, werden wir auch in dieser schwierigen Zeit 90 Prozent des physisch erhaltenen Altgoldes bevorschussen und den Gegenwert am gleichen Tag zu aktuellen Kursen auszahlen. Der Rest folgt nach der Schmelzung und Analyse. Somit bleiben unsere Kunden liquid, handlungsfähig und haben keinerlei Kurs- oder Ausfallrisiken. Es ist uns wichtig, unsere Kunden in deren Bemühungen zur Sicherung ihrer Liquidität weiterhin zu unterstützen.

 

Wie sieht die finanzielle Situation bei der Firma Gyr aus?

Jean-Christophe Gyr hat seit der Gründung der Firma vor 25 Jahren immer Wert auf Image, Glaubwürdigkeit und Solvenz gelegt. Dank dieser Philosophie erlangte die Gyr Edelmetalle eine hohe Kreditwürdigkeit und Kreditfähigkeit und verfügt dadurch über ausreichende Kreditzusagen. Aktuell sind diese Kreditlinien nicht beansprucht. Im Gegenteil, es bestehen substanzielle Guthaben bei den Hausbanken.

 

Viele Kunden der Gyr Edelmetalle AG verfügen bei Ihnen über Metallguthaben. Wie sicher sind diese?

Die Metallguthaben der Kunden sind sehr sicher. Die Firma verfügt in Form von Metallguthaben bei den Banken und Lieferanten und dem grossen Lager über eine Metalldeckung, die weit über 100 Prozent liegt. Alle Kundenguthaben könnten somit ausbezahlt werden ohne dass die Lieferfähigkeit der Firma beeinträchtigt würde.

 

Der Bundesrat hat ein weitgehendes Kreditpaket für die KMU geschnürt. Was ist Ihre Meinung dazu?

Ich bin sehr zufrieden, dass der Bundesrat Kredite für die KMU verbürgt und die Banken dafür keine Zinsen und Gebühren verrechnen. Jedes Goldschmiede-Atelier hat das Recht, zur Sicherung der Liquidität einen Kredit bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes zu beantragen, der erst innert fünf bis sieben Jahren zurückbezahlt werden muss. Ich finde es auch gut, dass der Bundesrat diese Kreditvergabe den Banken übertragen hat, denn dank ihrer Nähe zu den KMU sollte so eine effiziente Auszahlung möglich sein.

 

Hat das Kreditpaket des Bundesrates Auswirkungen auf die Gyr Edelmetalle AG?

Wir werden dank dieser schnellen Massnahme weniger Zahlungsausfälle haben, da unsere Kunden damit über die notwendige Liquidität verfügen. Die Gyr Edelmetalle AG wird wegen ihrer gesunden Finanzstruktur, trotz sinkenden Erträgen, keine Coronakredite beantragen müssen.

 

Wie kam es dazu, dass Sie das Verwaltungsrats-Präsidium der Gyr Edelmetalle AG übernahmen?

Weil Risiken im Allgemeinen und Kredit- und Marktrisiken im Besonderen, sowie der Compliance zu meinem Alltagsgeschäft gehörten, hat mich Jean-Christophe Gyr vor gut sieben Jahren gebeten, das VR-Präsidium zu übernehmen, um meine Erfahrung aber auch eine externe Sicht in die Unternehmung einzubringen. Es war ihm wichtig, mit meiner Berufung Kontinuität und zusätzliche Fachkompetenz gegenüber Kunden und Geschäftspartner zu dokumentieren.

 

Was haben Sie in den sieben Jahren bewirkt?

Seit meiner Wahl wurden Strukturen geschaffen, Kontrollinstrumente implementiert um mögliche Risiken, die mit unserem Geschäft verbunden sind, früh identifizieren zu können. Der Verwaltungsrat trifft sich mehr als acht Mal pro Jahr, informiert sich über alle Details des Tagesgeschäftes und kann unverzüglich allfällig notwendige Massnahmen beschliessen.

 

Wie sehen Sie abschliessend die Zukunft der Branche?

Ich sehe diese ausserordentliche Situation insofern als Chance, dass sich die Konsumenten inskünftig vermehrt auf das lokale Gewerbe besinnen könnten. Deshalb bin ich trotz allem recht optimistisch. Die Firma Gyr wird weiterhin ein zuverlässiger und starker Partner ihrer Kunden sein.

 

 

Zur Person

Walter Berchtold ist seit sieben Jahren Verwaltungsratspräsident der Gyr Edelmetalle AG. Als ehemaliges Mitglied der Geschäftsleitung und als verantwortlicher Leiter des Kredit- und Risikomanagements der Aargauischen Kantonalbank ist er der Experte, wenn es um finanzielle Strategien und Risiken geht.


Quelle: Fachmagazin Gold'Or